24. August 2009 19.55 Uhr – wir befinden uns bei Fotoaufnahmen einige hundert Meter von einem kleineren Gewerbegebiet entfernt. Plötzlich durchbrechen Schreie den Lärm des Straßenverkehrs der angrenzenden Bundesstraße. Wir halten Ausschau nach der Quelle und erblicken wie Menschen in einem Tumult die verbale Kommunikation eingestellt und mittels Gewalt offensichtlich Entscheidungen herbeigeführt werden sollen. Der Fotoapparat ist rasch ausgerichtet, nicht rasch genug umgestellt um scharfe Bilder der Gewaltausübung festzuhalten, dennoch läßt die Körperhaltung des Mannes rechts im Bild noch ungefähr erahnen, welch Aggressivität hier vom Zaun gebrochen wurde. Der wahrgenommene Blitz der Kamera dürfte die Beteiligten davor abgehalten haben, weitere Gewalt gegenüber dem Mann links im Bild auszuüben.
Menschen durchstöbern Mülltonnen eines Supermarktes nach Lebensmitteln
Wir haben mit keinem der Beteiligten gesprochen, sondern beobachtet und am darauf folgenden Tag nachrecherchiert. Keine tiefgründigen komplexen Sachverhalte führten dazu, daß Menschen sich jetzt und hier mit Gewalt begegnen, sondern genau der Punkt, der unsere Gesellschaft dahin brachte, daß so etwas überhaupt passieren konnte: Es existiert kein Miteinander mehr, sondern nur noch Ich, Ich und noch einmal Ich. Das existierende soziale Ungleichgewicht, das wir seit bald einem Jahrzehnt unserer Publizistik immer wieder anprangern (z.B. 1 | 2 | 3). Diese Menschen stritten sich um Abfälle aus den Müllbehältern eines Supermarktes, stinkend, von Ungeziefer übersät und selbst diese Menschen waren nicht bereit untereinander zu Teilen.
Der Restmüllbehälter dieses Marktes am anderen Tag – Gemüse, Früchte, Fleisch- & Wurstwaren – gibt es keine andere Möglichkeit Menschen diese eßbaren Waren zukommen zu lassen – Stichwort „Tafel“ etc?
Hallo, Ihr da draußen, Ihr Leser – dieses Szenario ist nicht irgendwo im Kaukasus, im Irak oder einer Randprovinz in China aufgenommen worden – wir sind in Österreich – hört denn überhaupt jemand richtig zu: Wir sind schon wieder so weit, daß sich Menschen um Fressen aus Mistkübeln prügeln!
Irgendwann wird das existente soziale Ungleichgewicht unserer Gesellschaft kippen!
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