Der Jahreszeitenwechsel

Der Jahreszeitenwechsel

Als eine Frau an einem regnerischen Tag, der im Übergang des Sommers auf den Herbst lag, aus dem Fenter blickte, war eine Traurigkeit in ihren Gesichtszügen wahrnehmbar. Sie stellte sich an das Fenster, lehnte den Kopf an die Scheibe, versank gedanklich in Erinnerung an die Momente der Wärme, als Sonnenstrahlen ihren Körper beim Spaziergang im Park noch vor wenigen Tagen berührten.

Obwohl sie alle Jahreszeiten mochte, verging dennoch kein Jahr in dem sie nicht für ein paar Tage in schwermütige Stimmung verfiel. Vor dem Schlafengehen machte sie in ihrem Tagebuch folgenden Eintrag:

„15. September: Der Wetterwechsel vollzog sich so schnell, daß ich dem Sommer hinterher trauere… Es ist wie ein Abschied von der Leichtigkeit, dem Licht, der Sonne …“

Als die Frau das nächste Mal ihr Tagebuch öffnete, stand in goldener Schrift ihrem Eintrag hinzugefügt:

Erholung,
Kraft,
frischer Wind,
herabfallende Blätter,
der Zurückzug Vieler und Vieles,
die Reinigung,
das Trotzen,
das Wasser,
und unter einem erstrahlten Sternenhimmel in der Nacht bei Kälte sich unter meinem Antlitz zu wärmen und die Berührung zu empfangen – ausgefüllt zu werden –

Oh Mensch, welcher Akt meiner Gnade entgeht Dir, daß auch nur eine Stunde vergeht in der Du trauerst?

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091609